Die Corona-Pandemie belastet die Veranstaltungsbranche extrem. Was bedeutet das für Benz & Co. als Event-Caterer?
Zunächst einmal war diese Entwicklung im März vergangenen Jahres natürlich für alle ein Schock. Niemand hat solch eine Situation vorausgeahnt. Damals war auch überhaupt nicht absehbar, wie lange sich das ziehen wird. In kürzester Zeit waren wir nur noch mit der Abwicklung von Stornierungen beschäftigt. Als dann klar war, dass es auf absehbare Zeit keine Veranstaltungen mehr geben kann, haben wir schnell reagiert und geprüft, wie wir den Betrieb möglichst schnell und kostensparend herunterfahren können. Gleichzeitig haben wir Krankenhäusern und Ämtern unsere Unterstützung angeboten. In dieser Phase wusste niemand genau, wie schwierig die Lage bei uns werden wird und was da genau auf uns zukommen würde.

Wie bedrohlich ist so ein langer Verdienstausfall für das Unternehmen?
Wir haben in den vergangenen Jahren gut gewirtschaftet und stehen wirklich auf gesunden Beinen. Wir werden diese Krise überstehen. Ich habe meinem Team zu Beginn der Krise gesagt, dass ich keinen Arbeitsplatz verlieren will – und ich bin mir nach wie vor sicher, dass uns das gelingen wird. Wir wissen aber auch, dass es viele Kollegen mit einer anderen Unternehmensstruktur in der Branche gibt, die es unverschuldet deutlich härter getroffen hat.

Was hat sich verändert, als erste Veranstaltungen wieder stattfinden konnten?
Die Veranstaltungsarten und Größenordnungen haben sich natürlich komplett verschoben. Firmenevents fanden so gut wie nicht mehr statt, vereinzelt wurden digitale Formate umgesetzt. Anstelle von 500 Event-Teilnehmern haben wir dann vielleicht für 15 Mitarbeiter einer Technik-Crew gecatert. Der Umgang mit Corona war dann natürlich das bestimmende Thema, als im vergangenen Sommer für eine gewisse Zeit wieder Veranstaltungen bis 99 Personen stattfinden durften. Abstandsgebote, Maskenpflicht und angepasste Hygienemaßnahmen mussten sinnvoll in unsere Zeit- und Arbeitsabläufe integriert werden. Nicht nur auf den Veranstaltungen, sondern bereits in der Produktion und Vorbereitung. Außerdem haben wir unsere Kund*innen bei der Umsetzung von Hygienekonzepten unterstützt. Das wird weiterhin ein wichtiges Thema bleiben. In diesem Jahr kommt nun die Notwendigkeit der Corona-Tests hinzu. Wir haben unsere Mitarbeiter weiter geschult und sind zertifiziert, um diese Tests abnehmen zu können. Damit bieten wir unserern Veranstalter*innen das höchstmögliche Maß an Sicherheit.

Gibt es auch positive Dinge, die man aus so einer Krisensituation mitnehmen kann?
Auch wenn es schwer fällt, im Zusammenhang mit dieser Pandemie Aspekte positiv zu benennen – ganz klar, die gibt es. Ich möchte zunächst ein ganz konkretes Beispiel nennen: Wir erleben seit letztem Frühjahr einen unheimlichen Schub für unseren Smart Kitchen Online-Shop. Dieser wurde für Veranstalter*innen konzipiert, die sich Catering für kleinere Anlässe liefern lassen möchten. Ohne die Notwendigkeit von zusätzlichem Personal und viel Equipment. Uns haben dann plötzlich immer mehr Bestellungen aus Büros, Kantinen oder sogar Krankenhäusern erreicht. Die einfache Online-Bestellung und die Möglichkeit einer kontaktfreien Übergabe des Caterings waren zu diesem Zeitpunkt natürlich gefragt. Dieses Beispiel hat mir gezeigt, dass wir uns auch in der Krise weiterentwickeln können, wenn wir die Chancen dazu erkennen und nutzen.

Die Pandemie hat uns außerdem die Möglichkeit gegeben, wichtigen Digitalisierungsprojekten und organisatorischen Themen viel mehr Raum und Aufmerksamkeit widmen, als es unter normalen Umständen der Fall gewesen wäre. Davon werden wir sehr bald spürbar profitieren.

Ich habe Benz Catering vor 12 Jahren gegründet. Wir haben eine tolle Entwicklung genommen, hatten aber auch wenig Verschnaufpausen. Ich hatte nie so viel Zeit wie in den vergangenen Monaten, detailliert über einzelne Prozesse und Fragestellungen innerhalb meines Unternehmens nachzudenken. Das ist etwas, was ich mir unbedingt über diese Phase hinaus bewahren möchte. Rückblickend hat uns diese Zeit auch geholfen, unsere neue Ausrichtung sorgfältig vorzubereiten.

Was genau steckt hinter dieser neuen Ausrichtung?
Wir haben unser Leistungsportfolio in die Segmente Event Kitchen, Smart Kitchen und Public Kitchen gegliedert. Damit wollen wir noch individueller auf die unterschiedlichen Anforderungen unser Kund*innen reagieren. Die Event Kitchen bildet das klassische Event-Catering mit all seinen Facetten ab. Projektplanung, voller Service vor Ort und die beste kulinarische Live-Performance, die wir zu bieten haben! Es ist die Königsdisziplin und bleibt unser absolutes Aushängeschild. Die Smart Kitchen steht für unser Liefersortiment, dass wir seit inzwischen zwei Jahren über unseren Online-Shop abbilden. Wie bereits erwähnt richtet sich das Angebot vor allem an Veranstalter kleinerer Events. Es gibt hier die Möglichkeit bereits ab 10 Personen zu bestellen. Unser Smart Kitchen-Sortiment ist so konzipiert, dass wir alle Gerichte „ready to eat“ anliefern, gegebenenfalls vor Ort aufbauen und das Equipment wieder abholen. Ansonsten können sich Veranstalter*innen und Gäste selbst bedienen. Für unsere Kund*innen bedeutet dies, dass der Kostenaufwand auf ein Minimum reduziert werden kann. Deswegen ist die Smart Kitchen auch besonders interessant für Meetings, Tagungen oder kleine Privatfeiern. Mit der Public Kitchen entwickeln wir Cateringkonzepte speziell für öffentliche Events. Solche Veranstaltungen haben wir in der Vergangenheit regelmäßig, aber in deutlich kleinerem Umfang begleitet. Wir haben hier aber sehr gute Erfahrungen gemacht und es sind immer wieder neue Veranstalter auf uns zugekommen. Durch die Weiterentwicklung in diesem Bereich, werden wir künftig öfter bei ausgewählten Formaten in Erscheinung treten. Die Jazz Open im September sind hier das nächste Ziel.

Was verbirgt sich hinter den genannten Digitalisierungsprojekten?
Neben der Weiterentwicklung unseres Online-Shops war und ist das vor allem die Einführung einer neuen Projektsoftware. Wir arbeiten mit einer neuen Komplettlösung, die unser vollständiges Auftragswesen, die Lagerhaltung, die Projektplanung sowie sämtliche Küchenprozesse digital abbildet. Die Einführung war und ist ein Mammutprozess, den wir bereits vor 2 Jahren in die Wege geleitet haben. Das Projekt ist sehr umfangreich, weil wir manifestierte Abläufe komplett neu denken mussten. Da es im Event-Catering sehr spezielle Anforderungen gibt, haben wir bestimmte Elemente speziell für uns entwickeln und programmieren lassen. Diese Lösung erlaubt es uns in Zukunft, wesentlich schneller und effizienter zu werden. Projektanpassungen und wichtige Informationen werden künftig in Echtzeit an alle beteiligten Mitarbeiter weitergeleitet. Ohne Papier, direkt aufs Tablet. In der Küche können wir sämtliche Prozesse besser überwachen, effektiver einkaufen und punktgenau planen. Es ist eine große Umstellung, aber vor allem eine wichtige Investition für ein leistungsstarkes Cateringangebot der Zukunft. Wenn wir neue Technik richtig einsetzen, schafft sie uns Freiräume und nimmt uns Arbeit ab. Damit können wir uns auf das Wesentliche konzentrieren.

Digitalisierung und Kulinarik? Dieser Zusammenhang klingt doch für den ein oder anderen eher befremdlich.
Wir müssen lernen, neue Technik optimal einzusetzen und sie als Hilfestellung zu verstehen. Es geht niemals darum unser Handwerk zu ersetzen. Das Gegenteil ist der Fall: Wenn es uns gelingt, uns durch digital optimierte Prozesse die Arbeit zu erleichtern, können wir den Fokus noch viel mehr auf unseren Job legen. Spannende Gerichte kreieren, tolle Präsentationsmöglichkeiten entwickeln. Veranstaltung spannend inszenieren. Der Garant sein für begeisterte Gäste. Das heißt bei uns Kulinarische Leidenschaft. Und genau darum wird es immer gehen.

Während der Corona-Krise wurde der MVW-BW e.V. gegründet. Wie kam es dazu und mit welchen Zielen ist das Engagement verbunden?
In der Corona-Krise mussten wir schnell feststellen, dass wir als Wirtschaftszweig in der Politik keinerlei Gehör gefunden haben. Hinter dem Verein stehen viele Menschen, die sich auf unterschiedliche Weise für unsere vielfältigen Branchenbereiche engagiert haben, zum Teil in verschiedenen Initiativen. Hier sollen nun Kräfte gebündelt und echte Lobby-Arbeit betrieben werden. Priorität hat zunächst die Bewältigung der Folgen durch die Corona-Pandemie.  Zum Tagesgeschäft unserer Unternehmen gehört es schon immer, verantwortungsvoll mit einer Vielzahl von Verordnungen und Auflagen umzugehen. Wir haben es auch schon immer mit Hygienemaßnahmen oder der Organisation von großen Menschengruppen zu tun. Es ist paradox, dass unsere Branche in dieser Krise so wenig gefragt und beachtet wird. Dass es bereits konkrete Gesprächsangebote und konstruktive Lösungsansätze gegeben hat, darauf geht aktuell auch ein offener Brief an die Landespolitik ein.

Ein Blick in die Zukunft: Wann wird alles wieder wie früher?
Das wage ich nicht zu beantworten. Es wird ohnehin nie wie früher, es wird anders. Aber wir spüren, dass die Menschen eine Sehnsucht haben nach Normalität, nach Begegnungen, nach mehr Miteinander. Corona wird uns wohl noch lange begleiten. Es geht nicht darum, auf einen Tag X zu warten. Wir müssen jetzt Wege finden, wie wir künftig damit umgehen. Die Veranstaltungsbranche hat ihre Hausaufgaben gemacht. Es wurde ein extrem großer Aufwand für funktionierende Konzepte betrieben. Es ist jetzt dringende Aufgabe der Politik, auch für Veranstaltungen eine konkrete Öffnungsstrategie darzulegen. Wir spüren anhand der aktuellen Anfragesituation, dass die Menschen zuversichtlich sind und wieder konkret planen wollen. Wir sind bereit und freuen uns darauf.